Fahrzeiten für LKW

Üblicherweise nennt man die Fahrzeiten lieber Lenkzeiten, weil zu ihnen auch Zeiten gehören, in denen der LKW nicht fährt, sondern stillsteht – etwa an der Ampel oder im Stau. Was im Einzelnen zu den LKW-Fahrzeiten gehört und was nicht, ist in Deutschland und der EU sehr streng geregelt. Viele Fahrer und ihre Arbeitgeber beklagen sich über diese Regelungswut und ein Übermaß an Bürokratie. Dabei sollen diese eigentlich einem guten Zweck dienen: Sie sollen die Sicherheit für Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer erhöhen. Die Fahrer sollen sich auf feste Pausenzeiten verlassen und ausgeruht arbeiten können. Leider gibt es fast keine Regel ohne Ausnahme. Deshalb wollen wir in diesem Ratgeber die Fahrzeiten für LKW genau unter die Lupe nehmen und klären, was dazu gehört und was nicht.

Fahrzeiten von LKW-Fahrern

Wenn man sich die Fahrzeiten von LKW-Fahrern anschauen will, muss man immer die gesamte Arbeitszeit in Betracht ziehen. Denn die Fahr- oder Lenkzeiten, bei denen der Fahrer tatsächlich im Führerhaus sitzt, machen nur einen Teil der gesamten Arbeitszeit aus. Zur Arbeitszeit zählen auch Ruhezeiten. Dazu kommen dann noch die Zeiten, die der Fahrer mit Arbeiten wie dem Be- und Entladen seines Fahrzeugs verbringt. Reparatur- und Wartungsarbeiten gehören zwar weder zu den Lenk- und Ruhezeiten, dafür aber zur Arbeitszeit.

Das klingt komplizierter, als es ist. Fahrzeit oder Lenkzeit umfasst den Zeitraum, in dem Sie als LKW-Fahrer mit Ihrem Fahrzeug unterwegs sind. Ihr LKW muss übrigens nicht ständig in Bewegung sein. Sie müssen auch nicht ständig die Hände am Lenkrad haben. Denn zur Fahrzeit gehören auch die Wartezeiten an Ampeln, an Grenzübergängen oder im Stau. Erst wenn Sie Ihre Fahrt für mehr als 15 Minuten unterbrechen oder Ihren Platz hinter dem Lenkrad verlassen, endet die Fahrzeit.

Die Zeit, über die Sie als Fahrer frei verfügen können, nennt man Ruhezeit. In dieser Zeit müssen Sie sich ausruhen und dürfen keine anderen Tätigkeiten (wie etwa Reparaturen) durchführen. Dann gibt es noch die Bereitschaftszeit. Das ist die Zeit, in der Sie sich bereithalten müssen, um Ihre Arbeit aufzunehmen – etwa in der Schlange bei der Grenzüberquerung. Die Bereitschaftszeit gehört nicht zur Arbeitszeit, aber zu den betrieblichen Anwesenheitszeiten. Deshalb ist sie wichtig für die Berechnung der Ruhezeiten.

LKW-Fahrzeiten in Deutschland

Für die LKW-Fahrzeiten in Deutschland gibt es mehrere Rechtsgrundlagen, die mittelbar oder direkt die Fahrzeiten von LKW-Fahrern regeln. Im Einzelnen sind das Arbeitszeitgesetz (ArbZG), Fahrpersonalgesetz (FPersG) und Fahrpersonalverordnung (FPersV). Dazu kommen noch die EU-Richtlinie 2002/15/EG und die EU-Verordnung 561/2006.

Die gesamte tägliche Fahrzeit soll nicht länger als neun Stunden am Stück dauern. Allerdings kann die Fahrzeit zweimal pro Woche auf bis zu zehn Stunden verlängert werden. Insgesamt dürfen Sie pro Woche maximal 56 Stunden hinter dem Lenkrad verbringen, im Zeitraum von 14 Tagen allerdings insgesamt nur 90 Stunden. Wenn Sie also in einer Woche länger fahren, müssen Sie das in der folgenden Woche durch längere Ruhezeiten ausgleichen. Nicht zur Fahrzeit gehören Fahrtunterbrechungen von mehr als 15 Minuten. Auch wenn Sie Ihren Platz hinter dem Lenkrad verlassen, gilt das als Unterbrechung der Lenkzeit.

Neben der Fahrzeit ist auch die Ruhezeit gesetzlich genau vorgeschrieben. Mindestens elf Stunden täglich soll der LKW-Fahrer ruhen und sich mit keiner anderen Tätigkeit im Zusammenhang mit seinem LKW beschäftigen. Mindestens elf Stunden heißt es, weil das nur gilt, wenn die Ruhezeit an einem Stück genommen wird. Es gibt auch die Möglichkeit, die Ruhezeit in zwei Blöcken zu nehmen. Dann verlängert sie sich auf insgesamt 12 Stunden. Die erste Pause muss drei Stunden dauern, die zweite neun Stunden. Etwas anderes erlaubt der Gesetzgeber nicht. Bis zu dreimal innerhalb von zwei wöchentlichen Ruhezeiten darf diese auf neun Stunden verkürzt werden.

LKW-Fahrzeiten am Wochenende

Wie wir eben schon gesehen haben, sind die Lenk- und Ruhezeiten für LKW-Fahrer straff geregelt. Es ist nicht nur vorgeschrieben, wie lange die tägliche Ruhezeit sein muss, sondern auch, wie viel Ruhezeit Sie in der Woche nehmen müssen. Die wöchentliche Ruhezeit für LKW-Fahrer beträgt 45 Stunden, die möglichst an einem Stück genommen werden sollen. Sie sind fällig, sobald Sie sechs mal 24 Stunden gearbeitet haben. Das führt natürlich dazu, dass diese Ruhezeiten selten am Wochenende genommen werden können. Also gelten, wenn Sie nicht dem Sonntagsfahrverbot unterliegen, die Fahrzeiten für LKW am Wochenende genauso wie an anderen Tage auch.

Zu den Transporten, die nicht vom Sonntagsfahrverbot betroffen sind, gehören frische und leichtverderbliche Lebensmittel sowie (voraussichtlich bis Jahresende 2021) Impfstoffe.

Übrigens: Sollte Ihre Ruhezeit zufällig aufs Wochenende fallen, dürfen Sie diese nicht im LKW verbringen, selbst wenn diese mit einer Kabine ausgestattet ist. Ruhezeit gilt nur dann als Ruhezeit, wenn Sie nicht an Ihren LKW gebunden sind und über Ihre Zeit frei verfügen können.

LKW-Fahrzeiten als Tabelle

Tägliche Fahrzeithöchstens neun Stunden, kann zwei Mal wöchentlich auf zehn Stunden erhöht werden
Wöchentliche Fahrzeithöchstens 56 Stunden
Fahrzeit in zwei aufeinander folgenden Wochen (Doppelwoche)höchstens 90 Stunden
Fahrzeitunterbrechung (= Fahrtunterbrechung)nach spätestens 4,5 Stunden für mindestens 45 Minuten. Eine Aufteilung ist nur wie folgt erlaubt: 1. Teil mind. 15 Min., 2. Teil mind. 30 Min.
Tagesruhezeit (ein Fahrer)mindestens elf Stunden innerhalb von 24 Stunden nach einer Ruhezeit
Aufteilung der Tagesruhezeit (ein Fahrer)bei Aufteilung: Erhöhung auf 12 Stunden Tagesruhezeit. Aufteilung nur wie folgt möglich: 1. Teil mind. drei Stunden, 2. Teil  mind. neun Stunden
Verkürzung der Tagesruhezeit (ein Fahrer)maximal dreimal zwischen zwei Wochenruhezeiten auf neun Stunden ohne Ausgleich möglich
Tagesruhezeit (zwei Fahrer)neun Stunden innerhalb von 30 Stunden nach einer Ruhezeit
Wöchentliche Ruhezeitmindestens 45 Stunden
Verkürzung der wöchentlichen RuhezeitNur jede zweite Wochenruhezeit darf verkürzt werden, und zwar auf 24 Stunden mit Ausgleich bis zum Ende der dritten Folgewoche.

Fahrzeiten für LKW berechnen

Sie wollen wissen, wie viel Zeit Sie benötigen, um Ihre Waren von A nach B zu bringen? Die LKW-Fahrzeiten zu berechnen ist einfach. Wenn Sie die gesamten Entfernungskilometer durch die durchschnittliche Stundengeschwindigkeit Ihres Fahrzeuges teilen, wissen Sie, wie viele Stunden Fahrzeit Sie insgesamt benötigen werden. Nehmen wir an, Sie wollen 600 km von Berlin nach Düsseldorf fahren, ihr Fahrzeug hat eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 70 km/h. Sie werden also knapp neun Stunden an reiner Fahrzeit haben. Wenn Sie um 8.00 Uhr in Berlin losfahren und nach 4,5 Stunden die vorgeschriebene Fahrtunterbrechung von 45 Minuten einlegen, sind Sie zwischen halb und viertel vor sechs in Düsseldorf. Ihre Tagesruhezeit verbringen Sie in Düsseldorf und fahren am nächsten Morgen ausgeruht nach Berlin zurück.


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