Vendor Managed Inventory – was steckt hinter diesem Begriff?

Bei dem Vendor Managed Inventory (VMI) handelt es sich um ein besonderes Konzept bei der Verwaltung von Lagern und Lieferketten. Im Gegensatz zum klassischen Ansatz, bei dem ein Unternehmen selbst das Lager und die Logistik verwaltet, hat der Lieferant Zugriff auf die Lagerwirtschaft. VMI kommt im B2B-Sektor zum Einsatz, wenn 2 Unternehmen fortlaufende Geschäftsbeziehungen miteinander unterhalten.

Vendor managed inventory

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Welches Konzept und welche Ideen stecken hinter VMI?

Die Warenbestellung ist für faktisch alle Unternehmen ein ganz alltäglicher Vorgang. Dies ist ganz unabhängig von der Branche und der Größe des Betriebs. Industriekonzerne erhalten ebenso regelmäßig Waren wie ein Restaurant oder ein landwirtschaftlicher Betrieb. Ohne einen bestimmten Bestand arbeitet dabei fast kein Unternehmen und so verfügen die Betriebe über größere oder kleinere Lager.

Für den Bestand in diesem Lager sind die Unternehmen zunächst selbst verantwortlich. Geht eine Ware aus, dann steht mitunter die Produktion still und die Wirtschaftlichkeit ist bedroht. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich auf eine reibungslose Lieferkette und den Nachschub zu verlassen.

VMI verschiebt die Aufgabe des Nachschubs zum Lieferanten. Dieses Konzept bietet einige interessante Eigenschaften. Zum Beispiel kann der Lieferant einschätzen, zu welchem Zeitpunkt er eine Ware liefern kann, was für den Kunden in der Regel nicht möglich ist. Bereits dieser Faktor sorgt dafür, dass ein Auslaufen des Lagerbestands durch korrekt kalkulierte Nachlieferungen verhindert wird.

Welche Varianten des Vendor Managed Inventory gibt es?

Beim Vendor Managed Inventory gibt es verschiedene Lösungsansätze. Diese funktionieren in der Praxis unterschiedlich und sind somit für verschiedene Szenarien ausgelegt. Im Wesentlichen wird VMI in diese 3 Varianten geteilt:

  • klassisches VMI
  • Continuous Replenishment
  • Consignment Inventory

Das klassische Vendor Managed Inventory

Das klassische VMI ist bereits seit längerer Zeit im Einsatz. Hierbei schickt der Kunde Informationen über seinen Bedarf an den Lieferanten. Dies ähnelt einer normalen Bestellung, jedoch entscheidet der Lieferant über die Liefermenge sowie den Zeitpunkt des Transports. Somit passt der Lieferant seine Lieferkette an die eigenen Kapazitäten an. Abschließend erfolgt eine ganz normale Rechnungsstellung.

Bei dieser Option kontrolliert der Lieferant seine Lieferkette komplett selbst. Auf diese Weise wählt er einen Zeitpunkt sowie eine Liefermenge aus, die eine kosteneffiziente Belieferung ermöglichen. Dieser Kostenvorteil lässt sich zumindest zum Teil an den Kunden weitergeben. So profitieren beide Seiten durch die niedrigeren Kosten in der Logistik.

Continuous Replenishment – VMI mit kontinuierlicher Auffüllung

Als Continuous Replenishment (CRP)  ist eine Variante von VMI bekannt, bei der der Lieferant den Bestand der Waren beim Kunden selbstständig ermittelt. Entsprechend der Notwendigkeit sowie der Vereinbarung erfolgt eine laufende oder periodische Prüfung des Lagerbestands. Der Lieferant entscheidet dann wieder selbstständig, wann und in welchen Mengen er das Lager des Kunden auffüllt.

Diese Form von Vendor Managed Inventory ermöglicht einen hohen Grad der Automatisierung für den Kunden. Dieser muss im besten Fall weder den eigenen Bestand manuell kontrollieren, noch sich um den Bestellprozess kümmern. Continuous Replenishment kommt häufig dort zum Einsatz, wo Lieferungen regelmäßig und in kurzen Abständen vorgenommen werden.

So funktioniert ein Consignment Inventory in der Praxis

Mit dem Consignment Inventory, auf Deutsch Konsignationslager, gibt es eine Variante von VMI, bei der der Lieferant die Kontrolle über einen Teil des Warenlagers des Kunden hat oder dieses sogar besitzt. Somit hat der Lieferant direkte Zugriffsmöglichkeiten auf das Inventar seines Kunden. Dies erleichtert die Kontrolle von Warenbeständen sowie der Logistik. In der Regel bleibt die Ware sogar Eigentum des Lieferanten, bis diese tatsächlich verkauft ist. Der Zeitpunkt der Lieferung ist also gleichzusetzen mit dem Moment des Verkaufs. Das unterscheidet ein Konsignationslager nicht nur von den weiteren VMI-Varianten, sondern auch von anderen herkömmlichen Einkaufsarten.

Diese Lösung kommt vor allem bei engen Geschäftsbeziehungen zwischen den beiden Unternehmen zum Einsatz, beispielsweise bei einem Franchise. Der Kunde hat faktisch keine Kapitalbindung und einen sehr geringen Aufwand mit dem Lagermanagement. Gleichzeitig gehen Kunden eine sehr hohe Bindung und Abhängigkeit mit einem Lieferanten ein.

Wie wird VMI in der Praxis umgesetzt?

Für die Umsetzung von Vendor Managed Inventory ist es erforderlich, dass der Lieferant Informationen über den Lagerbestand des Kunden erhält. Dies ist eine Grundvoraussetzung, um das Konzept in der Praxis zu betreiben. Es gibt verschiedene Lösungen, wie sich das realisieren lässt.

Vor der Einführung digitaler Lösungen und der Vernetzung war es erforderlich, dass der Lieferant regelmäßig das Lager des Kunden aufsucht. Hierbei ermittelte er den Fehlbestand und organisierte entsprechend die nächsten Lieferungen. Dies ist entsprechend unpraktisch, da es mit einem hohen Aufwand für den Lieferanten verbunden ist. Zudem ist die Kontrolle des Lagerbestands unregelmäßig und abhängig vom Intervall der Kontrolle vor Ort.

Direkter Zugriff auf den Lagerbestand für den Lieferanten einrichten

Deutlich praktischer ist es, eine Software für die Lagerwirtschaft oder elektronische Marktplätze einzusetzen. Diese Software wird so eingerichtet, dass sie in der Lage ist, den Lagerbestand in Echtzeit zu kontrollieren. Die Daten sind dann in der Software vorhanden. Betreiber der Software ist in den meisten Fällen der Betreiber des Lagers.

Dann wird dem Lieferanten Zugriff auf diese Daten gewährt. Dies ist über Konten mit entsprechenden Rechten möglich. Der Lieferant prüft dann selbstständig über die Software den aktuellen Lagerstand beim Kunden.

Solche Software für die Lagerverwaltung bietet dabei eine Reihe von Möglichkeiten für die Automatisierung. So kann die Plattform den Lieferanten bei der Unterschreitung eines bestimmten Lagerbestands alarmieren. Eine manuelle Kontrolle ist somit nicht mehr unbedingt erforderlich. Ebenfalls stellt die Software Analysen zur Entwicklung des Lagerbestands bereit. Dies erleichtert dem Lieferanten die Vorhersage über den Bedarf und somit die Anpassung der Lieferungen.

Wo kommt Vendor Managed Inventory zum Einsatz?

Es gibt eine Reihe von Branchen, in denen sich VMI als Konzept in der Lieferkette sowie der Lagerwirtschaft etabliert hat. Ein gutes Beispiel ist das Franchising in unterschiedlichen Branchen. Der Franchisenehmer betreibt ein eigenes Unternehmen, es ist jedoch nicht ungewöhnlich, dass der Franchisegeber das Warenlager vor Ort bestückt. Hierbei kommt es auch vor, dass neben der Menge der Waren auch das Sortiment beeinflusst wird. Dies ist ebenfalls ein gutes Beispiel für ein Consignment Inventory.

Ebenfalls häufig anzutreffen ist VMI in der Industrie, wenn es um Kleinteile und Hilfsmaterialien geht. Die gesamte Logistik und der Bestellprozess von Schrauben und anderen Verbindungselementen wird an den Lieferanten abgetreten, der dafür sorgt, dass permanent ausreichend Material für die Produktion zur Verfügung steht.

Welche Vor- und Nachteile hat VMI?

Ein Vendor Managed Inventory hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Dies gilt besonders für den Kunden, der die Kontrolle über die Lieferkette und sein Lagermanagement an den Lieferanten abtritt. Die Grundvoraussetzung ist, dass der Lieferant zuverlässig ist und Erfahrung mit dieser Art des Lieferkettenmanagements hat. Zu den Vorteilen des VMI gehören vor allem diese Punkte:

  • Risiko für Lieferschwierigkeiten durch Bestellungen zu ungünstigen Zeitpunkten deutlich reduziert
  • Kostenreduzierung durch effektivere Logistik des Lieferanten
  • Optimierte Liefermengen und dadurch kosteneffiziente Logistik
  • Lieferant kennt saisonale sowie andere Einflüsse und passt die Liefermengen an
  • Reduzierung von Out-of-Stock-Situationen beim Kunden

Das sind die Nachteile, die vor der Einführung eines VMI-Konzepts berücksichtigt werden sollten:

  • Lieferant hat Einblick in die Nachfrage beim Kunden
  • Direkte Abhängigkeit von einem bestimmten Lieferanten
  • Eventuell für bestimmte Warenarten nicht einsetzbar
  • Lieferant erhält Einblick in die Geschäftsdaten und Verkaufsstatistiken
  • Messung der Rentabilität nicht immer möglich
  • Umstieg auf VMI ist mit Investitionskosten verbunden

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Quellen:


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